Was bewirkt eine "Pendelnabe" am Heckrotor? 
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Anfrage:

Sehr geehrter Herr Schlüter
können Sie mir erklären, was mit einer "Pendelnabe" am Heckrotor bezweckt wird? Ist da fliegerisch ein Unterschied zu einer starren Nabe zu spüren?

Meine Antwort:

Bei jedem Rotor, Hauptrotor wie Heckrotor, besteht das Problem, dass das beim Vorwärtsflug gegen die Flugrichtung laufend Blatt stärker angeströmt wird als das rücklaufende Blatt mit "Rückenwind". Dem entsprechend entwickeln die Blätter unterschiedliche Kräfte die, beim Hauptrotor, ein Rollmoment verursachen. Bei einem rechtsdrehenden Hauptrotor hebt sich das voreilende linke Blatt etwas an, das rückeilende rechte Blatt senkt sich. Der Hauptrotor will sich also nach rechts neigen. 

Damit sich diese Neigung nicht oder nur unwesentlich auf den Hubschrauber überträgt sind die Rotorblätter mit sogenannten Schlaggelenken (oder auch elastischen Blättern) versehen die es dem Rotorblatt ermöglichen, nach oben/unten zu "schlagen" ohne das "Rollen" mit voller Kraft auf die Rotornabe und damit auf den Rumpf zu übertragen. Die "Schlagbewegung" wird um so größer je langsamer sich der Rotor dreht und je größer die Anströmung durch die Fluggeschwindigkeit wird. 

Mit einer sogenannten "Pendelnabe" erreicht man praktisch den gleichen Effekt wie mit den genannten Schlaggelenken: Die Schlagbewegung überträgt sich dabei praktisch überhaupt nicht auf die Nabe bzw. den Rumpf. Eigentlich ein Idealfall aber speziell beim Modellhubschrauber hat diese "kardanische Blattaufhängung" den Nachteil, dass man eine Steuerbewegung erst etwas verspätet an einer Mitführung des Rumpfes erkennt.

Was für den Hauptrotor gilt das gilt genau so für den Heckrotor der ja auch beim Flug ein Rollmoment erzeugt. Eine "Pendelnabe" ist hier generell sicherlich von Vorteil und befreit Heckrotornabe und Welle von etwaigen durch das Rollmoment entstehenden Biegekräften. 

Ob da beim Modellhubschrauber fliegerisch ein Unterschied zu spüren ist kann ich nicht objektiv beantworten. Ich habe früher selbst viel mit verschiedenen Heckrotoren und unterschiedlichen Aufhängungen experimentiert und sowohl starre als auch kardanische Blattaufhängungen vertrieben. Bei den leicht gedämpften "Pendelnaben" hatte ich immer den (subjektiven) Eindruck, sie laufen ruhiger aber fliegerisch kann ich mich an keinen gravierenden Unterschied erinnern.

Freundliche Grüße,
Dieter Schlüter

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